Neue OZ: Kommentar zu Musik / Geschichte / Russland

Osnabrück (ots) – Der richtige Ton am richtigen Ort

Gute Musik ist ein Wert für sich, der gar nicht hoch genug geschätzt werden kann: Musiker und Zuhörer erleben gleichermaßen Hochgefühle, wenn ein musikalisches Husarenstück gelingt. Nur, reicht das schon, um sich zu legitimieren? Nein.

Musik oder ganz allgemein Kunst, die allein sich selbst genügt und sich nur auf sich selbst bezieht, gibt es nicht. Beethovens Eroica wurzelt in ihrer Entstehungszeit, seine neunte Sinfonie mit dem symbolträchtigen Satz “Alle Menschen werden Brüder” entspringt dem Humanismus seiner Zeit; die Gattung der klassischen Sinfonie spiegelt gesellschaftliche Verhältnisse wider. Meinungsvielfalt statt musikalischen Absolutismus.

So abstrakt die Musik gemeinhin gilt: Sie kann sehr präzise Positionen einnehmen und Botschaften übermitteln. Und verstärkt werden diese Botschaften, wenn sie am richtigen Ort zur richtigen Zeit versendet werden. Beethovens Neunte als Silvesterschlager funktioniert gut, bleibt aber irgendwo beliebig. Beethovens Neunte am Ort, wo sich Menschen die Hand reichen, deren Vorfahren sich grausam bekämpften: Triftiger kann Musik nicht sein.

Ralf Döring

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