WAZ: Land verzockt Millionen in Spielbanken; Verlustreiche Casino-Beteiligungen sollen verkauft werden

Essen (ots) – Nordrhein-Westfalen hat mit staatlichen Spielbank-Beteiligungen in ganz Deutschland offenbar Millionen an öffentlichen Mitteln verzockt. Das berichten die Zeitungen der WAZ-Gruppe (Dienstagausgabe). Wie aus dem Geschäftsbericht der NRW-Bank hervorgeht, die über das Unternehmen “Westspiel” Eigentümerin von insgesamt sieben Casinos ist, haben Spielbanken in Bremen, Erfurt und Berlin allein im Geschäftsjahr 2010 mehr als vier Millionen Euro Verlust gemacht. Das Land NRW muss als Eigentümer der Förderbank langfristig für solche Verluste aufkommen. Nach Informationen unserer Zeitung will die NRW-Bank die Verlustbringer nun loswerden und steht vor dem Abschluss eines Verkaufs des Berliner Casinos. Auch über die Bremer Spielbank, die NRW gemeinsam mit der Bremer Landesbank hält, gibt es Verhandlungen. Laut MDR Thüringen steht das Casino Erfurt ebenfalls vor der Veräußerung.

“Wir fokussieren uns auf die vier Casinos in NRW”, bestätigte ein Sprecher der NRW-Bank auf Anfrage. Zum weiteren Verhandlungsstand wollte er sich nicht äußern. Die “Westspiel”-Gruppe betreibt neben den Casinos in Bremen, Berlin und Erfurt die vier NRW-Standorte Aachen, Oeynhausen, Hohensyburg und Duisburg. Nach der ersten WestLB-Aufspaltung 2002 waren die Spielbank-Beteiligungen auf die NRW-Förderbank übergegangen. Zahllose illegale Online-Casinos haben das Geschäftsmodell in den vergangenen Jahres jedoch erschüttert. Nur noch zentral gelegene Top-Spielbanken rechnen sich.

Das Millionen-Minus hat die Landespolitik auf den Plan gerufen. “Die Verlustbeteiligungen müssen dringend auf den Prüfstand. Es ist schon vom Grundsatz her ordnungspolitisch fragwürdig, dass Nordrhein-Westfalen Spielbanken in anderen Bundesländern betreibt”, sagte FDP-Fraktionsvize Ralf Witzel. Zudem profitierten allenfalls die jeweiligen Standort-Länder von der obligatorischen Spielbankenabgabe.

Die NRW-Bank verteidigte grundsätzlich die Investitionen in Spielbanken. “Es besteht ein öffentliches Interesse, dass es staatlich kontrollierte Möglichkeiten zum Spielen gibt”, sagte ein Bankensprecher. Der NRW-Landtag hat trotz aller Widrigkeiten vor wenigen Wochen mit breiter Mehrheit beschlossen, eine fünfte Casino-Lizenz auszugeben. Als Standort ist Köln im Gespräch. Der neue Glücksspiel-Staatsvertrag, der den Casinos mehr von ihren Bruttospielerträgen für Verwaltung, Investitionen und Personal lässt, soll neue wirtschaftliche Fehlentwicklungen verhindern.

Nach Angaben eines “Westspiel”-Sprechers haben im Geschäftsjahr 2011 knapp 1,2 Millionen Spieler die sieben Casinos des Unternehmens besucht. Mit 826 Mitarbeitern wurde ein Bruttospielumsatz von rund 109 Millionen Euro erwirtschaftet.

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