WAZ: Auf dem Weg zur Zensur

Essen (ots) – Nein, Youtube ist nicht die Wohlfahrt. Aber es gehört zum Leben vieler Menschen wie Radio und Fernsehen. Auch deshalb ist die Gema in deutschen Jugendzimmern beliebt wie eine neuer Pickel auf der Wange. Denn immer öfter bleibt der Bildschirm dunkel, wenn deutsche Internetsurfer ein Video bei Youtube anklicken. Ein Video, das jeder Engländer, Franzose oder Amerikaner problemlos anschauen kann. Weil die dortigen Verwertungsgesellschaften längst Lizenzverträge mit dem Videoportal geschlossen haben. Auch deshalb können viele Menschen diesen Streit nicht nachvollziehen. So jedenfalls vergrault die Musikindustrie wieder ein paar potenzielle Kunden. Wer einen neuen Künstler nicht kennenlernt, wird ihn nie kaufen. Und keine andere Plattform im Netz ist besser geeignet, jemanden kennen zu lernen als die Google-Tochter. Die Gema wäre also schlecht beraten, das gestrige Gerichtsurteil als Sieg zu feiern. Aber auch Youtube muss sich bewegen. Denn die – technisch kaum durchführbaren – Filter, die die Richter dem Unternehmen für die Kontrolle nicht lizenzierter Inhalte auferlegt haben, könnten zu einer Zensurlawine werden, die irgendwann selbst das größte Videoportal der Welt unter sich begräbt. Und dann gibt es nur noch Verlierer.

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