Gera (ots) – Die Rückfallquote der in Thüringen inhaftierten Jugendlichen ist hoch: Drei Viertel von ihnen werden nach ihrer Entlassung wieder straffällig, berichtet die Ostthüringer Zeitung (Donnerstagsausgabe) unter Bezug auf eine aktuelle Studie des Leiters der Justizvollzugsausbildungsstätte Gotha, Stefan Markus Giebel. Demnach sind 77,5 Prozent der 178 im Jahr 2005 entlassenen deutschen Jugendlichen wieder straffällig geworden. Im Entlassungsjahrgang 2006 waren es 73,9 Prozent. Bei der Auswertung der Akten zeigt sich, dass Gewalttäter dazu neigen, wieder durch Eigentums- und Gewaltdelikte auffällig zu werden. Einstige Suchtdeliquenten, so die Studie, treten zumindest nicht als Gewalttäter in Erscheinung. Dafür kehrt mit zeitlichem Verzug die Sucht einhergehend mit Diebstählen zurück. Der Studie zufolge steigt die Gefangenenquote: Waren 2002 noch 102,11 männliche Gefangene je 100000 Einwohner der Altersgruppe von 14 bis 25 Jahren zu verzeichnen, stieg diese Zahl auf 149,15 im Jahr 2010. Die Folge: Trotz der demografisch bedingt kleineren Jahrgänge wird fast die gleiche Anzahl von Haftplätzen benötigt. Und die Experten rechnen mit einem weiteren Anstieg der Gefangenenrate auf bis zu 200 Häftlinge pro 100000 Einwohner der Altersgruppe. Der Autor der Studie zog einen Vergleich zu Rheinland-Pfalz. Der Jugendstrafvollzug in Thüringen weise zwar eine niedrigere Rückfallquote auf. “Dies muss aber nicht unbedingt eine Folge einer besseren Umsetzung der Resozialisierungsmaßnahmen sein, sondern kann sich auch als eine Konsequenz der zeitlichen und länderspezifischen Unterschiede ergeben”, heißt es. Unter anderem gilt der niedrige Anteil ausländischer Jugendlicher als Besonderheit des Thüringer Jugendstrafvollzuges. Um die Rückfallquoten zu senken, legt die Studie zehn Handlungsempfehlungen dar, unter anderem den Ausbau der Bildungsangebote im Jugendstrafvollzug.
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