Neue OZ: Kommentar zu Personalien / Schavan / Doktorarbeit

Osnabrück (ots) – Ungünstiger Zeitpunkt

Ausnahmsweise hat Bundesbildungsministerin Annette Schavan nun doch über sich gesprochen. Sie hätte besser geschwiegen. Zwar sagt sie in dem Interview, dass ihre Arbeit ihr so viel Freude wie nie zuvor mache. Schavan bekennt, dass sie aus Wissenschaft und Politik viel Unterstützung erfahre. Das eine ist eine wichtige Voraussetzung für eine motivierte Ressortführung. Das andere ist ebenfalls positiv: Man scheint die erfahrene CDU-Politikerin zu schätzen. Schavan formuliert jedoch auch das Ziel, nach der Bundestagswahl Ministerin zu bleiben. Sie hat einen denkbar ungünstigen Zeitpunkt gewählt, diesen Wunsch kundzutun.

Am 22. Januar entscheidet der Rat der Philosophischen Fakultät der Universität Düsseldorf, ob er ein Verfahren zur Aberkennung von Schavans Doktortitel einleitet. Der Plagiatsvorwurf steht im Raum. 1980 soll Schavan in ihrer Dissertation Passagen nicht ordentlich den Quellen zugewiesen haben. Angesichts der Schwere dieses Verdachts sei allen Beteiligten geraten, sich zurückzuhalten, bis die Uni ihre Prüfung abschließt. Gerade die SPD verhält sich mit der Forderung nach einem Rücktritt wie ein kleiner Junge, der es aus Vorfreude auf Weihnachten nicht abwarten kann, die Geschenke zu öffnen. Der fünfte Umbau in Merkels schwarz-gelbem Kabinett wäre zu Beginn des Wahljahres Beleg für fehlende Seriosität und Stabilität, optimal für die größte Oppositionspartei.

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