Neue OZ: Kommentar zu Gesellschaft / Soziales / Armut

Osnabrück (ots) – Stellt euch nicht so an

Armut sei bei einem so reichen Land wie Deutschland relativ. Das sagte gestern Bundessozialministerin Ursula von der Leyen nach der Präsentation des Armutsberichts des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes. Der Satz ging unter in den Nachrichten über die immer größere Anzahl der Deutschen, die von Armut bedroht sind. Mittlerweile über 15 Prozent, das sagt auch das Bundesamt für Statistik. Aber dennoch lohnt der Satz der CDU-Politikerin genauere Betrachtung.

Denn was sagt er aus? Die Ministerin will die Werte in Relation gesetzt wissen. Womit, sagt sie nicht. Aber die Antwort liegt auf der Hand. Es gibt Regionen, in denen die Armen viel ärmer dran sind. Afrika zum Beispiel. Das stimmt. Aber was ist das für ein Vergleich? Er verhöhnt diejenigen, die vom sozialen Abstieg bedroht oder längst abgehängt sind von der gesellschaftlichen Entwicklung. Nicht in Afrika, sondern in Deutschland. Was die Ministerin wohl meinte, aber nicht sagte: Stellt euch nicht so an, ihr da unten.

Das ist dreist und wird auch nicht dadurch besser, dass auf die sinkende Arbeitslosigkeit verwiesen wird. Denn wenn die gleichzeitig wachsende Zahl der von Armut Bedrohten eines zeigt, dann das: Ein Job garantiert längst nicht mehr soziale Teilhabe. Dass die zuständige Ministerin für Soziales das nicht erkennt, ist ein Armutszeugnis.

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