DER STANDARD-Kommentar "Causa Graf: Ein Rücktritt ist fällig" von Michael Völker

– Ausgabe 4.6.2012

wien (ots) – Es gibt viele und gute Gründe, warum Martin Graf zurücktreten sollte. Sie sind vor allem im politischen Bereich zu finden. Selbst innerhalb der FPÖ repräsentiert Graf den rechten Rand – ganz rechts außen. Immer wieder kokettiert der “Alte Herr” der Burschenschaft Olympia mit Gedankengut, das haarscharf am NS-Verbotsgesetz entlangschrammt. Vom Rechtsextremismus distanzierte sich Graf nur halbherzig und wenig glaubwürdig. So einen will man nicht in einer der höchsten Funktionen der Republik, als Dritten Nationalratspräsidenten. Graf schadet mit seiner Einstellung und seinen Ansichten dem Ansehen des Parlaments. Aber Vertreter der ÖVP und der SPÖ haben ihn gewählt. Ja, das war und ist blamabel. Man wusste, wes Geistes Kind dieser Politiker ist. Manche mögen das im Nachhinein schon wieder bereut haben. Aber Graf füllt seine Rolle als Präsident des Nationalrats geschickt aus und hält ideologisch unbeirrt das Fähnchen der deutschen Volksgemeinschaft hoch. Alle Rücktrittsaufforderungen sind bisher an ihm und der FPÖ abgeprallt. Jetzt setzt ihm ausgerechnet ein ganz und gar unpolitischer Nebenjob derart zu, dass auch sein Parteichef den Rücktritt nicht mehr ausschließt. Graf war als Stiftungsvorstand maßgeblich daran beteiligt, einer alten Frau den Zugriff auf ihr Vermögen zu nehmen. Gründe gibt es genug, und wenn es dieser ist: Graf soll das Amt des Dritten Nationalratspräsidenten zurücklegen.

Rückfragehinweis: Der Standard, Tel.: (01) 531 70/445

Digitale Pressemappe: https://www.ots.at/pressemappe/449/aom

 

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